im Speisewagen
27. Juni 2013


In Bern steige ich in den Speisewagen des Intercitys ein. Denke dabei an Tante Monica selig, die jeweils im Speisewagen von Bern nach Zürich gereist ist.

Die Idee gefällt mir, ein kleiner deutscher Regionalverlag schreibt einen Wettbewerb zum Thema mörderischer Rhein aus. Die Verleger sind ambitioniert, sie möchten Texte von der Mündung bis zur Quelle. Preisgeld, ein paar hundert Euro, vor allem aber Publikation in einer Anthologie. Dann wäre endlich ein literarischer Text von mir in Buchform veröffentlicht. Ich möchte über die Rheinquelle schreiben, bzw. eigentlich über die Flimser Landschaft, die kenne ich seit meiner Kindheit, die Chance, dass noch jemand eine Geschichte über dieses Gebiet einschickt, ist klein. Es soll eine Räubegeschiche aus dem 17. Jahrhundert sein. Die Landschaft von Flims kenne ich aus über drei Jahrzehnten Ferien. Doch ange tat ich mich schwer, zwei Mal habe ich ich an der Geschichte versucht. Ende Monat ist Abgabetermin. Das ist überübermorgen.

Ich trinke ein Bier und schaue der Landschaft zu, wie sie an meinem Fenster vorbeizieht. Zunächst die Lorrainebrücke und das gleichnamige Quartier Hauptstadt, vorbei im Wankdorf am Hauptsitz der Bundesbahnen, dann die Stadt durch die Felsenau verlassend, ab dem Grauholz ist man, zumindest auf der rechten Fahrtseite schon im tiefsten Bernerbiet. Zwischen Schönbühl und Kirchberg beginnt mir zu dämmern, dass ich bisher die Geschichte falsch aufgezogen habe. Noch immer soll es zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges eine wilde Jagd auf den legendären Raubmörder Benedgt Caflisch sein, doch der Geschichte fehlt das gewisse Etwas, was sie einzigartig macht. Irgendwo im tristen Mittelland entlang des Jurasüdfuss krame ich eine meiner ältesten Figuren hervor: Privatdetektiv Miraget, für den ich mir schon als Neujähriger Geschichten ausgedacht habe. Mit dem Personal aus den bisherigen Kurzgeschichten mit Miraget finden sie Caflischs sagenumwobenen Schatz. Diese wird parallel zur Geschichte, wie Caflisch ums Leben kam und sein Schatz in der Ruin Aulta in Fluten des Voderrheines verschwand. Ich nehme Block und Schreiber aus meiner Mappe, und im Schnellzugstempo ergibt sich die ganze Geschichte und deren Ablauf. Als ich in Zürich aus dem Zug aussteige, bin ich mir sicher, die Siegesgeschichte gefunden zu haben.






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Antwort – 17. Juni
Schlange im Elefantenbach – 16. Juni
Tour de Suisse in Zürich – 13. Juni

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Il Spir – 30. Juni
Zuwachs – 1. Juli
Regensburg – 8. Juli


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